Die sieben Werke der Barmherzigkeit

»Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.« (Matthäus 25,34–36)

 

»Ich gab den Hungernden mein Brot und den Nackten meine Kleider; wenn ich sah, dass einer aus meinem Volk gestorben war und dass man seinen Leichnam hinter die Stadtmauer von Ninive geworfen hatte, begrub ich ihn.« (Tobit 1,17)

Hunger Stillen

»Sehr gut.« Gedankenverloren begutachtete Samael einige Maschinenpistolen. Sie waren blitzblank, als wäre noch nie mit ihnen geschossen worden. Doch heute sollte sich das ändern. Seine Feinde würde Blei fressen, viel Blei. Hoffentlich würde das reichen, um ihren Hunger für immer zu stillen.


Durst löschen

Zittrig erhob sich Granny von ihrem Platz und wankte zum Küchenschrank hinüber. Es wurde Zeit für einen kräftigen Schluck Melissengeist. Sie würde direkt aus der Flasche trinken, so wie es sich für eine Lady ihres Alters gehörte.


Obdachlose beherbergen

Der Versuch eines Wiederaufbaus war an dem mangelnden Interesse der Investoren gescheitert, was schließlich zu einer Verslumung des Bezirkes geführt hatte. Inzwischen lebten nur noch ein paar abgewrackte Junkies in den Ruinen, die hofften, dort einen geeigneten Ort zum Sterben gefunden zu haben.


Nackte kleiden

Samaels Blick fiel auf einen hageren, hornbebrillten Mann, der auf dem Boden hockte und mit nichts als einem stachligen Halsband bekleidet war. Die dazugehörige Leine führte zu einer winzigen Liliputanerin in schwarzer Ledermontur und roten Lackstiefeln, die in ihren Händen eine neunschwänzige Peitsche hielt.

 

 

 


Gefangene besuchen

Er war kreidebleich und seine Augen blutunterlaufen. Ausgemergelt und schwach wirkte er. Nicht wie ein Schwerverbrecher, obwohl die Sicherheitsvorkehrungen dies durchaus vermuten ließen. Mit Handschellen hatte man ihn an den Tisch gekettet, um von vorneherein jeden Fluchtversuch auszuschließen. Jeden Funken der Hoffnung hatte man im Keim erstickt.


Kranke pflegen

Jetzt saß Samael vor ihm auf einem Stuhl und beobachtete, wie der Junkie seinen kompletten Mageninhalt zum Besten gab. Mittendrin schwamm etwas, das aussah wie eine Mischung aus halb zerkauten Dosenravioli und unverdauten Katzenhaaren.


Tote begraben

Samael wischte sich die Blutspritzer aus dem Gesicht und beugte sich zu den beiden vor ihm liegenden Toten hinab. Der Schwarze hatte ihm nichts getan, aber der Pisser von einem Nazi war schuld daran, dass Samael keine Kippen mehr hatte. Irgendwo musste der Skinhead doch welche bei sich haben.